EBZ Veranstaltungsreihe Immobilienwirtschaft 4.0

Smart Home – Zukunft oder schon Realität?

Unter der Moderation von Professor Viktor Grinewitschus, Inhaber der Techem-Stiftungsprofessur für Energiefragen der Immobilienwirtschaft an der EBZ Business School, fand die zweite Veranstaltung der EBZ Reihe „Immobilienwirtschaft 4.0 – Technologie, Strategien, Kompetenzen“ statt. Im Fokus standen diesmal Chancen und Potenziale von Smart Home Technologie für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.

Der Einsatz vernetzter Technologie im Haus, die Einbindung an das Internet, die Bedienung über Apps, die Speicherung von Daten und die Steuerung über Fernbedienungen sind Eigenschaften, die ein „smartes Home“ kennzeichnen, so Professor Grinewitschus zu Beginn der Veranstaltung.

Zunächst gab der Experte einige Einblicke in die Innovationstrends der Wohnungswirtschaft und zeigte, in welchen Bereichen die Digitalisierung bereits in den Wohnungsunternehmen angekommen ist. So werden z.B. Prozesse wie Wohnungsabnahmen digital abgebildet und damit innerbetrieblich optimiert. Aber auch die Kommunikation mit den Kunden bzw. Mietern geschieht zunehmend über Social Media oder Mieter Apps.

Professor Viktor Grinewitschus hob den Stellenwert von qualifizierten Fach- und Führungskräften mit IT-Kompetenzen hervor. Damit andere Branchen nicht Innovationstreiber rund um die Digitalisierung bleiben, ist es notwendig, dass auch die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft mehr in Forschung investiert.

In diesem Zusammenhang präsentierte der Experte drei Forschungsprojekte, an denen sein Forschungsteam arbeitet. Mit dem „Smart Readiness Indicator“ entsteht ein Verfahren zur Bewertung der „Smartness“ von Wohnimmobilien. Das Bewertungsverfahren soll Auskunft geben können, inwieweit sich aktuelle und zukünftige Smart Home Anwendungen in Funktionsbereichen wie Energie/Strom, Komfort, Sicherheit, Unterhaltung, Netzdienlichkeit und Ambient Assisted Living Systeme realisieren bzw. integrieren lassen.

Das GreenEnergyFirst Projekt hat die Energieeffizienz für die dezentrale Energieerzeugung in Wohngebäuden im Fokus. Ziele sind hier die CO2-emissionsarme Gestaltung der Energieversorgung eines Quartiers durch die Kombination von Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerken, der lokalen Speicherung von Energie sowie der Nutzung von Smart Home Technologie zur Lastverschiebung.

Viktor Grinewitschus berichtete auch von der Allianz für einen klimaneutralen Wohngebäudebestand. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Wohnungs- und Industrieunternehmen, Verbänden und Forschungseinrichtungen. Gemeinsam haben sie es sich zum Ziel gemacht, den Wärmeverbrauch in Wohnimmobilien zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten deutlich zu verringern, den CO2-Ausstoß im Wärmebereich zu reduzieren und so einen wichtigen Beitrag zu einem klimaneutralen Wohngebäudebestand bis 2050 zu leisten. Dafür stattete das Bündnis 700 Wohnungen mit 5.800 Messgeräten über einen Betrachtungszeitraum von zwei Jahren aus.

Im Anschluss an den Vortrag von Viktor Grinewitschus berichtete Tobias Klüppel, Absolvent der EBZ Business School, über seine Abschlussarbeit. In dieser setzte er sich mit den Möglichkeiten eines flächendeckenden Einsatzes von vernetzter Gebäudetechnik auseinander. Er entwickelte ein Bewertungsschema für Wohnungsunternehmen, welches sie bei Umrüstvorhaben zu Rate ziehen können. Über die Kategorisierung des gesamten Wohnungsbestandes anhand des Schemas kann ein Wohnungsunternehmen eine Strategie festlegen. Zunächst können die Objekte zu Smart Homes umgerüstet werden, die für den Einsatz intelligenter Gebäudetechnik geeignet erscheinen. Im zeitlichen Verlauf von mehreren Jahren kann dann der gesamte Bestand ausgestattet werden. Aus dieser Vorgehensweise ergeben sich zwei Vorteile: Zum einen werden die Produktions- und Montagekosten für Smart Homes mit einer steigenden Anzahl umgerüsteter Haushalte sinken und zum anderen werden sich die Bewohner an die Nutzung der Systeme gewöhnen. Grundsätzlich bleibt der wesentliche Aspekt beim flächendeckenden Einsatz von vernetzter Gebäudetechnik allerdings die Akzeptanz der Nutzer. Die Wohnungsunternehmen, aber auch mittelständische Unternehmen und private Vermieter werden auf die Bedürfnisse der Bewohner Rücksicht nehmen müssen, damit Smart Home zum Standard innerhalb der Wohnungswirtschaft wird, so das Ergebnis seiner Arbeit.

Alina Werner, Studierende der EBZ Business School, gab Einblicke in ihre Abschlussarbeit, die sie derzeit verfasst. Darin untersucht sie potenzielle Geschäftsmodelle für Assistenzsysteme in altengerechten Wohnungen. In diesem Zusammenhang führt sie eine empirische Befragung von Mitgliedsunternehmen des VNW und VdW Niedersachsen Bremen durch. Viele sehen in dem Einsatz von Smart Home Technologie die Möglichkeit, ihre Mieter auch langfristig zu binden und Leerstände zu minimieren. Gleichzeitig sorgen sich die Unternehmen vor hohen Investitions- und Wartungskosten. Ziel der Arbeit ist es, einen Leitfaden für Wohnungsunternehmen zur Einführung von Ambient Assisted Living Systeme zu erstellen.

Die nächste Veranstaltung der EBZ Reihe „Immobilienwirtschaft 4.0 – Technologie, Strategien, Kompetenzen“ findet voraussichtlich im September statt.