Interview mit Matthias Herter, Geschäftsführer der meravis Immobiliengruppe über Chancen der Digitalisierung

Die meravis Immobiliengruppe ist ein überregional tätiger Immobilien-Dienstleister in den
Geschäftsfeldern Vermietung, Verwaltung, Neubau und Verkauf. Der Hauptsitz befindet sich in
Hannover, die zweite Geschäftsstelle in Hamburg. Derzeit betreut die meravis Immobiliengruppe
ca. 12.000 eigene und 1.000 fremde Wohn- und Gewerbeeinheiten. Als Projektentwickler hat sie
bereits über 23.000 Wohneinheiten realisiert. 200 Mitarbeiter tragen zum Erfolg der meravis bei.
Matthias Herter, Geschäftsführer der meravis Immobiliengruppe, erläutert den Stellenwert von
Digitalisierung und die Rolle der Personalentwicklung für den Unternehmenserfolg 4.0.

1. Welche Bedeutung nimmt das Thema Digitalisierung in der Unternehmensstrategie, den Zielen und Visionen der meravis Wohnungsbau-und Immobilien GmbH ein?
Herter: Die Digitalisierung und die damiteinhergehende digitale Transformation zählen zu den größten Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen nimmt in unserem Unternehmen einen hohen Stellenwert ein, den wir bereits in der Unternehmenspraxis
fest verankert haben. Lassen Sie mich dies an einem Beispiel verdeutlichen: Um den Kundenwünschen zu genügen, müssen Wohnungen digital werden. Daher wird jede unserer neuen Wohnungen wird mit Smart Home Technologie ausgestattet. Zudem erwarten die Mieter einen Service wie bei Amazon. Deshalb haben wir unser Mieterportal ausgebaut und es auch über eine App für unsere Mieter zugänglich gemacht. Dort haben sie Zugang zu zahlreichen Dienstleistungen und Services. Das reicht von Stromkauf über Medieneinkäufe, mit denen sich besonders Neumieter auseinandersetzen müssen. Diese können ihnen bereits im Mieterportal abgenommen werden. Es gestaltet sich ähnlich wie der Kauf eines Flugtickets, bei dem sie auch gleich eine Versicherung abschließen und Upgrades buchen können. Die Aufgabe der digitalen Revolution ist es, die Servicequalität des Wohnens zu gestalten und zu verbessern. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat der Mieter Miete bezahlt und damit lediglich den Anspruch zu wohnen erworben. Bereits heute geht es auch um andere Dienstleistungsansätze und -umsetzungen. Und die Digitalisierung stellt die Rahmenbedingungen
für diese.


2. Welche Prozesse haben Sie bereits digitalisiert? Welche digitalen Neuerungen/ Tools integriert bzw. umgesetzt?
Herter: Bei uns ist bereits der gesamte Vermietungsprozess digitalisiert. Gleiches gilt für das Thema Reparaturen, die digital gemeldet werden können und dann digital weiter an die Handwerker geleitet werden bis sie anschließend beim Mieter bearbeitet werden.


3. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Herter: Im Zusammenhang mit der Wahl unserer Dienstleister haben wir uns stark mit unseren Kunden auseinandergesetzt. Wir haben diese ins Zentrum unseres Handelns gesetzt und von diesem Standpunkt heraus, beispielsweise die Anforderungen für unser ERP-System definiert und auf Grundlage dieser unsere Entscheidung getroffen. Mit dieser Herangehensweise haben wir gute Erfahrungen gemacht. Die digitalen Entwicklungen bedeuten aber auch Veränderungen für unsere Mitarbeiter. Deshalb haben wir uns entschlossen, ihr digitales Wissen und Können auszubilden,
aber auch Angst und Scheu zu verlieren. Alle unsere Mitarbeiter machen den „Digitalen Führerschein“. Unsere Führungskräfte sind Paten und unterstützen die Mitarbeiter beim digitalen Führerschein, indem sie regelmäßig interessiert nachfragen. So sind unsere Mitarbeiter mit großem Eifer dabei. Diese freuen
sich, über ihre Fortschritte berichten zu können und über die Unterstützung, das Interesse
und die Förderung ihrer Weiterentwicklung. Es trägt zur Mitarbeitermotivation bei.


4. Warum haben Sie sich entschlossen, die Projekt- und Digitalkompetenzen Ihrer Mitarbeiter
auszubauen?

Herter: Wenn Angebote bereitgestellt werden, um die digitalen Kompetenzen der Mitarbeiter auszubauen, werden ihnen die Ängste genommen und gleichzeitig werden sie fit gemacht. Es ist die Grundlage für den zukünftigen Unternehmenserfolg. Wichtig ist, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die sich offen mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzt und in der die fitteren Angestellten
den nicht so fitten helfen. Eine Atmosphäre, in der es Freude macht, jeden Tag Zeit an dieser Aufgabe  zu verbringen.


5. Basierend auf Ihren Erfahrungen – welche Tipps würden Sie anderen Unternehmen im Hinblick auf die Umsetzung digitaler Projekte geben?
Herter: Für die Weiterentwicklung der wohnungswirtschaftlichenKernprozesse ist es entscheidend, die Mitarbeiter für das agile Miteinander auszubilden. Wir Unternehmen benötigen nicht nur Fachexperten, sondern auch Mitarbeiter mit digitalen Kompetenzen. Digitalisierung und der digitale Wandel muss
von der Geschäftsführung ausgehen und im Leitbild verankert und gelebt werden.