Der Maklerberuf – weder Immobilienhai noch Porschefahrer

„Du fährst bestimmt Porsche und lackierst dir im Büro die Nägel, du hast ja sowieso nach zwei Stunden Feierabend.“

Jennifer Berndsen, Immobilienmaklerin bei Berndsen Immobilien in Wesel und Mitglied des Vorstandes des Immobilienverband Westdeutschland (IVD), wurde in ihren 20 Berufsjahren schon mit einigen Vorurteilen und Aberglauben gegenüber Maklern konfrontiert. Ganz so einfach wie die Leute sich den Beruf eines Immobilienmaklers vorstellen ist es dann doch nicht, so Berndsen. Sie hat sich die Zeit genommen, um im Rahmen des Open-Space-Programms des EBZ den Schülern der Unter- und Mittelstufe einen Einblick in dieses Berufsfeld und die vielfältigen Aufgaben und Hürden zu geben.

Alltag eines Immobilienmaklers: arbeiten wenn andere Feierabend machen

Vorurteile gegenüber Maklern müssen einen Ursprung haben. Diesen erklärt sich Jennifer Berndsen durch die einfache Erwerbung eines Titels als Immobilienmakler und eine Art „fachlichen Wertverlust“: „1000€ für den Maklerschein, einem guten Führungszeugnis und einem geregelten Einkommen ‚reicht es theoretisch‘ um Makler zu werden“. Von genau diesem Klischee möchte sie sich distanzieren und zeigte auf, wie der Alltag und die Aufgaben eines Immobilienmaklers aussehen. Jennifer Berndsen erläuterte die Arbeitszeiten eines Immobilienmaklers, der nicht wie in anderen Bürotätigkeiten vielleicht üblich um 17 Uhr den Stift fallen lassen kann. „Wenn andere Feierabend machen, fange ich erst richtig an.“ Der Immobilienmakler hat um diese Uhrzeit noch einige Termine im Kalender. Von Notarterminen und Behördengängen - zur Beschaffung von notwendigen Unterlagen, bis hin zu Besichtigungsterminen. Denn die meisten Kunden seien ebenfalls berufstätig und wünschen sich eine gewisse Flexibilität, die auch bedeutet, dass ein Immobilienmakler um 19:30 Uhr einen Termin wahrnehmen muss.

Flexibilität, Familienfreundlichkeit, attraktives Gehalt

Sie stellte außerdem klar, dass Immobilienmakler mehr als nur Verkäufer sind, sie sind vor allem Problemlöser. Ihre Hauptaufgabe sei es, den Käufern und Verkäufern von Immobilien die Angst zu nehmen, sich vielleicht für ein falsches Objekt entscheiden zu können. Während des gesamten Prozesses, also von der Beratung bis zum Kauf, habe der Immobilienmakler die Aufgabe, seinen Kunden so gut es geht mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Der Beruf des Immobilienmaklers hat  noch viele weitere positive Aspekte. Neben der Vielfältigkeit und den verantwortungsvollen Aufgaben, sind auch die Verdienstmöglichkeiten ein attraktiver Gesichtspunkt. Hinzu kommt, dass es ein Beruf ist, der vor allem auch familienfreundlich ist. Dank der Flexibilität ist es möglich, Familie, Arbeit und andere Verpflichtungen gut unter einen Hut zu bekommen.

Die Wichtigkeit von Fortbildungen

Berndsen unterstrich die Notwendigkeit von dauerhaften Fortbildungen im Berufsfeld Immobilienmakler: „Durch die Digitalisierung haben wir neue Kanäle zur Vermarktung und Darstellung unserer Unternehmen hinzugewonnen. Dabei können wir auch uns und unsere Produkte, also die Immobilien und unsere Dienstleistung spezifischer vorstellen. In Zukunft wollen wir in diesem Punkt noch fortschrittlicher werden.“

Deshalb setzt sie sich auch dafür ein,  Fortbildungen dauerhaft einzuführen - mit Erfolg. Seit dem 01.08.2018 besteht somit die Pflicht für Immobilienmakler, sich in drei Jahren mindestens 20 Stunden fortzubilden. Der IVD will dies unterstützen und bietet deshalb viele Seminare und Gelegenheiten für die Berufsgruppe an. In der Zeit der des schnellen Wandels ist es von hoher Wichtigkeit, in der Immobilienbranche immer auf dem neusten Stand zu sein. Deshalb sind die Inhalte der Seminare Themen, die aktueller nicht sein könnten, wie zum Beispiel die BGH-Urteile, die scharf diskutiert werden. Es werden jedoch auch grundlegende Dinge, wie Verhaltensweisen in bestimmten Situationen vermittelt. Fakt ist: man lernt nie aus.

Aktuell ist der Beruf des Immobilienmaklers auf Platz 99 der Beliebtheitsskala - Jennifer Berndsen findet diese Platzierung nicht gerechtfertigt. Auch wir haben nach dem Einblick in das Berufsbild des Immobilienmaklers den Eindruck, dass die vorgestellten Tätigkeiten vielfältiger und interessanter sind als zunächst vermutet. Erwähnenswert ist, dass viele der im Hörsaal Beteiligten eben diesen Beruf für ihre berufliche Laufbahn anstreben würden.

Dankeschön!

 Wir möchten uns auf diesem Wege nochmals bei Jennifer Berndsen für diesen kurzen, aber interessanten und lehrreichen Einblick in ihr Berufsfeld bedanken und freuen uns auf ein zukünftiges Wiedersehen in dieser Branche. 

 

Verfasser: Maik Jabs, Felix Renningholtz, Oguzhan Denizer, Michelle Wotschel