Drei Fragen an Prof. Dr. Ulrich Nack

Im Interview berichtet Prof. Dr. Ulrich Nack, Professor für Immobilienmanagement, insbesondere Management gewerblicher Immobilien, von spannenden Forschungsfeldern in der Gewerbeimmobilienbranche.

Prof. Dr. Ulrich Nack, Professor für Immobilienmanagement, insbesondere Management gewerblicher Immobilien, ist seit April 2017 an der EBZ Business School tätig.  Während der Hochschulratssitzung am 22. November 2017 wurde ihm die Urkunde zur Führung der Professorenbezeichnung vor namhaften Akteuren der Immobilienwirtschaft überreicht. Nack war 24 Jahre im Immobilieninvestment tätig, davon 18 Jahre im Bereich Immobilienfonds und 14 Jahre als Geschäftsführer global investierender Kapitalinvestmentgesellschaften. In den Bachelor- und Masterstudiengängen liest Prof. Dr. Ulrich Nack zu den Modulen Mathematik, Controlling, Investition und Finanzierung sowie wertorientierte Unternehmensführung, baut parallel dazu den Schwerpunkt Gewerbeimmobilien in Lehre und Forschung auf und konzipiert die zugehörigen Lehrveranstaltungen.

Wie war das Jahr 2017 für die Gewerbeimmobilienbranche?

Prof. Dr. Nack: Bezüglich der Investitionsvolumen war das Jahr 2017 ein Rekordjahr. Dies unterstreicht das große Interesse der Investoren nach Immobilien. Dahinter verbirgt sich das Bedürfnis nach Sicherheit, denn Immobilien gelten als risikoarme Anlagen. Hier wird ein Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage deutlich. Da die Nachfrage gestiegen ist, sind die Preise in schwindelerregende Höhen gewachsen. Diese Entwicklungen müssen nachdenklich machen.

Braucht die Gewerbeimmobilienwelt Forschung und wenn „ja“ welche Gebiete, Aspekte oder Entwicklungen sollten erforscht werden?

Prof. Dr. Nack: Der Bereich der Gewerbeimmobilienwelt bietet eine Vielzahl von Forschungsfeldern, beispielsweise der Umstand, dass Gewerbeimmobilien sehr stark Gegenstand von Kapitalanlagen geworden sind. Damit wird ein Stück weit mit Immobilien spekuliert wird und die aktuelle Nachfrage hat bisher bekannte Preismechanismen außer Kraft gesetzt, die wir allgemein als Grundlage für die Bewertung von Immobilien angenommen haben. Das führte zum Teil zur Entkopplung der Preise von dem, was man früher als vernünftig angenommen hat.

Es ist also interessant, den Zusammenhang zwischen Preisbildung und den dahinter steckenden Immobilien zu untersuchen. Das ist ein Untersuchungsgegenstand, der die Gewerbeimmobilienwelt viel stärker betrifft als den Wohnimmobilienbereich, weil der Handel mit Gewerbe viel intensiver ist. Interessante Zahlen liefert dazu z.B. eine Studie der Gesellschaft für immobilien-wirtschaftliche Forschung e.V. (gif), nach welcher das gesamte Immobilienvermögen auf zehn Billionen geschätzt wird. Die Zahl setzt sich aus ¾ Wohnimmobilien und ¼ Gewerbeimmobilien zusammen. Im Gewerbeimmobilienbereich werden aber viel mehr Immobilien verkauft. Das Geschäft weist eine viel größere Dynamik auf. Hinter vielen Gewerbeimmobilien stecken darüber hinaus unternehmerische Konzepte, die aufgehen können oder auch nicht.

Welche Rolle werden PropTechs in Zukunft einnehmen?

Prof. Dr. Nack: Digitalisierung ist ein wesentlicher Teil der Immobilienwirtschaft, sie steckt allerdings teilweise noch in den Kinderschuhen. PropTechs werden hier eine wichtige Rolle einnehmen. Laut einer Studie der ZIA und der Beratungsgesellschaft EY ist die Digitalisierung in den Bereichen Immobilienakquisition und Bestandsverwaltung bislang wenig vorangeschritten, dabei haben die Bereiche den größten Anteil am Erfolg einer Immobilieninvestition.

Um Digitalisierung und Datenaustausch voranzutreiben wurde 2017 das International Real Estate Data Exchange Council (IREDEC) unter anderem von der gif (Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung) gegründet. Gemeinsam mit FIDJI (Frankreich), INREV (Europa), IPF (Großbritannien), OSCRE (Nordamerika), REDEX (Niederlande) und der RICS arbeitet die gif an dem Ziel, bestehende Datenstandards in der Immobilienbranche zu harmonisieren. Denn im Property Management könnte das Potenzial noch wirkungsvoller entfaltet werden, gäbe es einen gemeinsamen, branchenübergreifenden Datenstandard.

Ein Beispiel für ein noch immer anzutreffendes, aber nicht mehr ganz zeitgemäßes Verhalten aus dem Alltag eines Property Managers ist die händische Erfassung und Verarbeitung von Rechnungen, Verträgen, Ablesedaten und ähnlichen Dokumenten. Mittels elektronischer Datenräume lässt sich diese Arbeit automatisieren und deutlich beschleunigen.