30 Jahre Housing Europe

Jubiläumskonferenz des europäischen Dachverbands in Tallinn

Unter dem Motto „Livability & Affordability in the digitized City“ versammelten sich rund 150 Vertreter europäischer Verbände der Wohnungswirtschaft wie auch politische Entscheidungsträger und Vertreter der Zivilgesellschaft in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Wie beeinflussen neue Technologien unser tägliches Leben? Was bedeutet das für die Stadtentwicklung? Welche neuen Modelle gibt es für die Wohnungswirtschaft und wie kann der soziale Zusammenhalt bewahrt werden? Diese und viele weitere Fragen wurden auf der Konferenz diskutiert.

Zum 30-jährigen Jubiläum des europäischen Dachverbands der Wohnungswirtschaft, Housing Europe, lud der estnische Verband EKÜL - Estonian Union of Co-operative Housing Associations die europäische Wohnungswirtschaft am 07. Juni 2018 in die Hauptstadt Tallinn, um Fragen von Wohnen, Digitalisierung und Stadtentwicklung zu diskutieren (zum Programm).

„Smart City“ wurde dabei schnell von dem Referenten Adam Greenfield (Interview) als inhaltsleeres „buzzword“ entlarvt, neue Technologien würden jedoch den sozialen Zusammenhalt infrage stellen. Mit „the posthuman is already here“ drückt er aus, wie Firmen und private Akteure Städte transformieren, ohne dabei die Menschen als handelnde Subjekte zu berücksichtigen. Chancen würden sich jedoch für die Menschen ergeben, indem sie sich engagieren, sich einbringen und sich so ihre Handlungsfähigkeit im urbanen Raum zurückholen. Hier betonten die Diskutanten auch die Rolle der Wohnungsunternehmen, ihre Mieter einzubinden und zu beteiligen.

Neben der Diskussion über die Rolle der digitalen Stadt wurden auch zahlreiche Best Practice-Beispiele vorgestellt, beispielsweise aus Schweden (schwedische Strategie für Digitalisierung im Wohnungsbau und BIM) oder Österreich (Sharing Economy und Umgang mit Airbnb) und nicht zuletzt auch aus dem Gastgeberland Estland. Mit ihrem Projekt e-Estonia ist Estland das führende Land in Europa im Bereich E-Governance. Der nächste Schritt ist „e-construction“, die Digitalisierung des Bausektors und der Aufbau eines digitalen, öffentlich zugänglichen Gebäudeverzeichnisses. BIM-Methoden sind sehr kosteneffizient. Bereits heute konnte Estland dadurch Einsparungen von 2 Prozent seines Bruttoinlandprodukts erzielen.

Den Menschen nicht aus dem Blick verlieren, während des technologischen Wandels sich auf die eigentliche Bestimmung von Städten als Lebensraum für Bürger zurückzubesinnen – so lässt sich die Botschaft der Konferenz zusammenfassen. Dafür setzt auch Housing Europe sich seit 30 Jahren ein.

Gegründet 1988 sind in dem europäischen Verband der öffentlichen, genossenschaftlichen und sozialen Wohnungswirtschaft 45 nationale und regionale Verbände organisiert, welche zusammen etwa 43.000 öffentliche, soziale und genossenschaftliche Wohnungsunternehmen in 24 Ländern vertreten. Diese verwalten mit 26 Millionen Haushalten ca. 11 Prozent aller Wohnungen in der EU. Ihre Vision ist ein Europa, welches allen Zugang zu angemessenem und bezahlbaren Wohnraum verschafft, in Nachbarschaften, die sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig sind und in denen jeder sein volles Potenzial entfalten kann.

 

Publikation:

A better future for our communities: 30 years providing housing for all for societies that include & support

 

Bildquelle: Housing Europe.