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26. October 2020 - Branchentrends
Gerade in der jetzigen Zeit sind die Controller in den Unternehmen gefragt – ein guter Überblick und eine sichere Datenbasis sind die Grundlage für viele Unternehmensentscheidungen. Was Controlling mit Autos und „love it or leave it“ zu tun hat, erfahren wir von Prof. Dr. Nicole Jekel im Interview.

Zukunft des Controllings - Strategisches Management in Wohnungsunternehmen in Zeiten von Corona

Gerade in der jetzigen Zeit sind die Controller in den Unternehmen gefragt – ein guter Überblick und eine sichere Datenbasis sind die Grundlage für viele Unternehmensentscheidungen. Was Controlling mit Autos und „love it or leave it“ zu tun hat, erfahren wir von Prof. Dr. Nicole Jekel im Interview.

Prof. Dr. Nicole Jekel, Professorin für Betriebswirtschaftslehre und Controlling an der Beuth Hochschule für Technik Berlin

EBZ Akademie: Wie hat Corona Ihrer Einschätzung zufolge das Controlling beeinflusst?

Prof. Dr. Nicole Jekel: Gerade in Krisenzeiten ist die "Stunde der Controller“ mal wiedergekommen und Controller sind gefragter denn je. Verglichen mit einer Autofahrt ist die Hauptfrage: Wann sind wir da? Wann müssen wir tanken? Und ist noch genug Geld da, um die Tankfüllung zu bezahlen?

EBZ Akademie: Vor welchen Herausforderungen stehen aktuell Mitarbeiter in Unternehmen, die sich mit dem Thema Controlling befassen?

Prof. Dr. Nicole Jekel: In einer Krisenphase gilt es an erster Stelle, das Überleben zu sichern. Das bedeutet, das "Cash is King" ist. Alles dreht sich um Liquiditätstransparenz und um sichere Prognosen, um die Hauptfrage hinsichtlich der Tankfüllung zu beantworten.

Darüber hinaus heißt es in einem nächsten Schritt (mithilfe z. B. von rentabilitätsorientiertem Portfoliomanagement), die Lage zu stabilisieren und zukunftssicher zu machen. Das klingt leichter als gedacht. Hat man z. B. 10 Objekte, dann kennt man diese noch in- und auswendig. Doch ab ca. 20 Objekten, 100 Objekten, gar 1.000en von Objekten wird die Lage bereits immer unübersichtlicher. Schnell verwechselt man die Objekte untereinander. Bei laufenden Änderungen verliert man sogar schneller den Überblick, als man denkt. Wenn dann noch neue Kollegen sowie Mitarbeiter hinzukommen, die mit der Historie nicht vertraut sind, dann fehlt das Wissensmanagement. 

In einem dritten Schritt erfolgt ggfs. eine Neuausrichtung des Geschäftsmodells mit einem konkreten Maßnahmen-Controlling aus den vorangegangenen Phasen. Dies hat Auswirkungen auf die strategische Steuerung und auf zukunftsrelevante Kompetenzen der Controller. Gerade zu Corona-Zeiten gilt, dass digitale Geschäfte jetzt zu entwickeln und auszubauen sind.

Damit ist sichergestellt, wann wir ankommen, wann wir auftanken müssen und dass immer genug Geld da ist, um die Tankfüllungen auch zu bezahlen.

EBZ Akademie: Wie sieht bei Ihnen das Controlling der Zukunft aus?

Prof. Dr. Nicole Jekel: Die Zukunftsfrage kann bei unserem Auto wie folgt sein:

"Love it", "leave it" or "change it"?

"Love it" bedeutet, dass wir 1:1 alles genauso weitermachen. "Leave it" bedeutet, dass wir auf unser Auto komplett verzichten und beispielsweise auf Fahrräder umsteigen. "Change it" bedeutet, dass wir evtl. auf ein batteriebezogenes oder wasserstoffangetriebenes Auto wechseln. 

In der Wohnungswirtschaft kann dies analog nach der Portfolio-Analyse bedeuten: 1. Aktives Nichtstun, da klasse Rendite und beste Mieterstruktur ("Love it"). 2. Verkauf von Objekten, Quartieren, die nicht mehr in unsere Zukunftsstrategie passen ("Leave it"). 3. Umwandeln von Quartieren z. B.  in Wohn- und Arbeitswelten ("Change it").

Auch im Controlling kann es zu neuen Aufgaben kommen. Controlling und Data Sciences haben immer mehr Berührungspunkte und überlappen sich sogar. Wer übernimmt zukünftig welche Aufgaben? Welche Rolle spielt die Digitalisierung? Können Aufgaben komplett automatisiert werden? Welche neuen Controlling-Aufgaben kommen hinzu, die noch nicht von einer Maschine übernommen werden können? Wer übernimmt das mutige, kritische Denken? Hier ist sicherlich die Stunde der Controller wieder einmal gefragt … "Cash is King" und unsere Controller sind und bleiben "King of Cash" bzw. "Queen of Cash".

 

Prof. Dr. Nicole Jekel ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre und Controlling an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Zudem ist sie als Investorin in der Immobilienwirtschaft tätig. Ihre Tätigkeitsfelder umfassen Portfoliomanagement und die Controlling-Themen von A bis Z.

 

Weiterführende Informationen

In folgendem Seminar steht die Auseinandersetzung mit Inhalt, Aussagefähigkeit und Außenwirkung der unterschiedlichen Kennzahlen des wohnungswirtschaftlichen Controllings im Mittelpunkt:

Kennzahlensysteme aufstellen und erfolgreich nutzen - Wohnungswirtschaftliches Controlling

Für den Unternehmensbereich Finanzierung und Investition ergeben sich natürlich auch Folgen. Welche Folgen das im speziellen für die Wohnungswirtschaft sind, erfahren wir von Roland Keich, der seine Einschätzung im Interview mit uns teilt.

Auswirkungen der Pandemie – Ein Blick in den Bereich Finanzierung und Investition

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Über den Autor

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Bianca Skottki

Bildungsreferentin EBZ Akademie

„Lernen bedeutet Veränderung. Es erfolgt im Tun und zusammen mit anderen Menschen. Sie beim Lernen zu unterstützen ist mein Ziel.“